Provenienzforschung in Südniedersachsen

Ein silberner Kidduschbecher für die jüdischen Feiertage. Auf der Außenseite drei Szenen aus Jacobs Traum, auf dem Bild Jacob auf einem Stein ruhend. Der Becher gehörte dem Sammler Max Hahn aus Göttingen.

2016 wurde in Südniedersachsen das landesweit erste Verbundprojekt zur Provenienzforschung in stadtgeschichtlichen Museen gestartet. Teilgenommen haben Museen, die aus personellen und finanziellen Gründen keine systematische Provenienzforschung in ihren Sammlungsbestände durchführen konnten, aber mehr über ihre Sammlungsgeschichte erfahren wollten. Der Landschaftsverband Südniedersachsen koordiniert und teilfinanziert das Projekt. Er kooperiert dabei mit dem Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen sowie dem Museumsverband Niedersachsen und Bremen. Ein Austausch findet auch mit anderen Provenienzforschungsprojekten in Südniedersachsen und den beteiligten Forscherinnen und Forschern statt.

Die Georg-August Universität Göttingen führt seit 2009 Provenienzforschung in ihren wissenschaftlichen Sammlungen und Seminarbliotheken durch. Zu den untersuchten Beständen gehören die Sammlung und die Bibliothek des Instituts für Ethnologie, die Bibliothek des Seminars für Deutsche Philologie, die Humanembryologischen Dokumentationssammlung Blechschmidt am Zentrum Anatomie, die ebenfalls dort aufbewahrte Blumenbachsche Schädelsammlung sowie die Anthropologische Sammlung. Die Ethnologische Sammlung der Universität Göttingen wird zur Zeit auch im Rahmen des Verbundprojekts „Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ (PAESE) erforscht.

Ein Proveninzforschungsprojekt zum internationalen Alfelder Tierhandel und den Ethnografika im Alfelder Museum ist am Lehrstuhl Habermas/Mittlere und Neue Geschichte der Universität Göttingen angesiedelt und führt die Forschung des Landschaftsverbands im Museum Alfeld 2016/2018 fort.

Die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen führte von 2008-2011 Provenienzforschungzu NS-Raubgut in ihren Beständen durch.

Das Städtische Museum Göttingen hat von 2017-2020 Provenienzforschung in den zwischen 1935-1939 erworbenen Beständen betrieben und die Ergebnisse 2019 in einer Sonderausstellung präsentiert. Zwischen 2008-2014 wurde vom Museum in seinen Beständen spezifisch nach NS-Raubgut aus jüdischem Besitz gesucht. Aus dieser Initiative ist ein Forschungsprojekt zum Verbleib der Judaica-Sammlung des Göttinger Sammlers Max Hahn (1880-1942) entstanden, das am Hamburger Museum Kunst und Gewerbe angesiedelt ist.

 

(Stand Oktober 2020)