Kooperationsausstellung "Nachgefragt" im Forum Wissen eröffnet

von Charlotte Kalla

Eine kolorierte Zeichnung: Hände mit unterschiedlichen Hautfarben halten graue Archivkartons fest. Im Vordergrund ein orangenes Quadrat. Darüber stehe: Forum Wissen. Darin steht: Nachgefragt: Unrecht gesammelt? 12. Dez 2025-17. Mai 2026.

Am 11. Dezember eröffnete die Ausstellung „Nachgefragt: Unrecht gesammelt?“ im Forum Wissen in Göttingen. Sie ist das Ergebnis des Förderprojekts „Nachgefragt – Provenienzforschung vermitteln“, das der Landschaftsverband 2022 im Rahmen des Förderprogramms „Pro*Niedersachsen – Forschung und Vermittlung in ganz Niedersachsen“ beantragt und mit der Universität Göttingen/Forum Wissen als Partnerinstitution durchgeführt hat. 

Ausgangspunkt des Projekts war die Erforschung und Erprobung partizipativer Vermittlungs- und Ausstellungskonzepte, um die Ergebnisse der Provenienzforschung, die Dr. Christian Riemenschneider (Landschaftsverband) von 2016-2023 in neun südniedersächsischen Museen durchgeführt hat, für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dafür haben die Kuratorin der Ausstellung, Juliane Gehler (Forum Wissen), und die Projektverantwortliche beim Landschaftsverband, Astrid Vettel, an drei Museumsstandorten unterschiedliche Formate getestet, um mit der Stadtgesellschaft sowie Nachfahr*innen bzw. Repräsentant*innen ehemals Verfolgter ins Gespräch zu kommen. In Workshops, Pop-up-Ausstellungen und Befragungsaktionen unter dem Stichwort „Nachgefragt – Vor Ort“ haben sie erforscht, ob, wie und warum Erkenntnisse aus der Provenienzforschung Bürger*innen berühren oder aber nicht interessieren. 

Juliane Gehler entwickelte auf Grundlage dieser Erkenntnisse die Ausstellung „Nachgefragt: Unrecht gesammelt?“, die nun zuerst im Forum Wissen gezeigt wird und danach durch die Museen der Region wandert. Anders als viele andere Ausstellungen zur Provenienzforschung werden hier keine wertvollen Kunstschätze, sondern ganz alltägliches „Raubgut aus dem Küchenschrank“ gezeigt. Eine Haarlocke, ein Kleiderbügel, hölzerne Wäscheklammern, ein Brettspiel – hinter all diesen Objekten stehen Geschichten von Raub, Zwang, Verfolgung und Ausbeutung, die Christian Riemenschneider in südniedersächsischen Museen erforscht hat. In der Ausstellung werden die Geschichten hinter den Objekten durch Zeichnungen der Kasseler Künstlerin Melanie Lüdtke lebendig. 

Das Forum Wissen präsentiert außerdem die Forschung von Dr. Holger Stoecker (Universität Göttingen) zu menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten in der anthropologischen Sammlung Göttingen. An den zukünftigen Standorten der Ausstellung in den Museen Südniedersachsens wird sie durch weitere Ergebnisse von Christian Riemenschneiders Provenienzforschung am jeweiligen Haus ergänzt.

 

Der nächste Ausstellungsort ist das Stadtmuseum Alfeld, voraussichtlich ab Juni 2026. 

 

Hier können Sie den Podcast des Forum Wissen zur Ausstellung abonnieren: Christian Riemenschneider – Detektivarbeit im Museum

Hier geht es zum Bericht über die Ausstellung im NDR: Raubgutusstellung macht menschliche Schicksale sichtbar